Ich habe Lightroom schon benutzt als es noch in der Beta-Phase war, ich habe es sofort gekauft als es herauskam und es – unmittelbar nach dem Versions-Release – auf 2.0 aktualisiert. Zur Zeit nutze ich Version 2.3 und Lightroom ist eines dieser Dinge, die ich gerne mit dem Mausrad vergleiche. Erinnert Ihr Euch noch an das allgemeine „wer zum Geier braucht denn sowas?“ als die erste Maus mit Scrollrad vorgestellt wurde? Und nun? Wann habt Ihr zuletzt eine Maus ohne Scrollrad genutzt? Und? Hat‘s Spaß gemacht?
Für mich ist Lightroom das Mausrad in Sachen Fotoverwaltung. Und für einiges was Bildbearbeitung betrifft. Und für den Upload auf Flickr. Und für das Verschicken von Fotos per Mail. Und und und…
90% meiner Bilder, werden außer Lightroom keine andere Fotosoftware zu Gesicht bekommen. Der Rest wird aus Lightroom heraus in Photoshop geöffnet und nach der Fertigstellung aktualisiert sich die Ansicht in Lightroom automatisch.
Bevor Ihr mir lange Mails schreibt – ja, all das kann Aperture auch. Vielleicht mit etwas anderen Tastaturkürzeln und möglicherweise auf eine etwas andere Art und Weise, aber es kann es. Dieser Blogbeitrag jedoch handelt von Lightroom, weil es das Tool ist, was ich nutze und beurteilen kann.
Bei dem heute üblichen hohen Bildaufkommen (ich habe gerade erst 318 Bilder in zwei Stunden geschossen – und das ist nicht mal viel) brauchen viele von uns Hilfe. Unterstützung, was den Workflow betrifft. Manche müssen überhaupt erst einmal lernen, dass ein irgendwie gearteter und definierter Workflow der Schlüssel zur einer optimalen Ausbeute aus Euren tausenden oder abertausenden Bildern darstellt.
Ich werde oft gefragt wie mein Workflow aufgebaut ist. Vielleicht ist es eine gute Hilfestellung, wenn ich meine Herangehensweise hier mal poste.
1. Import der 318 Bilder nach Lightroom. Sicherstellen, dass die Importvorgaben gesetzt sind, damit Copyright-Info und Schlagworte entsprechend gesetzt werden
2. Ich weise allen Bildern ein Kameraprofil zu (Entwickeln / Kamerakalibrierung). Sie sollen dem, was ich nach der Aufnahme auf dem Display gesehen habe, so nah wie möglich kommen. Falls Ihr bisher keine Profile in LR installiert habt – einige gute könnt Ihr hier herunter laden http://is.gd/8ybB . Obwohl sie als DNG-Profile bezeichnet werden, funktionieren sie auch mit RAW. Weiter geht‘s mit der 1. Bilder-Durchsicht.
3. Erstes Aussortieren. Entweder Auswahl (p-Taste) oder Verwerfen von Bildern (x-Taste) – ein Setzen der CAPS-Lock ermöglicht dabei automatisches Weiterblättern. Das Ganze passiert im Schnelldurchlauf und dauert maximal 2-4 Sekunden pro Bild.
4. Check der verworfenen Bilder. Dazu habe ich mir eine intelligente Sammlung angelegt, die mir nur die abgewiesenen Bilder anzeigt.
5. LÖSCHEN der abgewiesenen Bilder – und zwar vom Datenträger, nicht nur aus dem Lightroom-Katalog. Puff – weg sind sie. In diesem Fall 184 von 318. Das sind immer noch deutlich zu viele – aber hey, es fällt wirklich nicht leicht, sich zu entscheiden.
6. Nachdem jetzt nur die als „Pick“ markierten Bilder übrig sind, bewerte ich sie mit Sternchen. *= „Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich behalten will, **= „ganz nett, braucht aber Nachbearbeitung“, ***= „sehr cool, daran werde ich auf jeden Fall arbeiten“. Bewertungen kann man schnell und einfach mit den Ziffern-Tasten 1-5 vergeben, CAPS-Lock sorgt danach für automatisches Weiterblättern (s. 3). Während ich die Bilder mit Sternchen bewerte, finde ich noch ein paar, die ich wegschmeiße. Alle bewertet? Dann weiter.
7. Ich richte mir eine weitere intelligente Sammlung ein, die mir nur die Bilder zeigt, die mit mindestens 3 Sternchen markiert sind und die relevanten Schlagworte aufweisen. Nennen wir sie TBWO (To Be Worked On).
8. Jetzt nachdem der Katalog nur noch die Bilder enthält, die ich wirklich behalten will, füge ich noch ein paar Schlagworte hinzu (Namen abgebildeter Personen o.ä.)
(Diese Liste wurde ursprünglich veröffentlicht unter http://twitter.com/chrismarquardt)
Das war der Teil meines Workflows, der sich mit Import und Organisation meiner Bilder beschäftigt. Der Rest hängt von Art und Verwendungszweck der gerade vorliegenden Bilder ab.
Wie sieht Euer Workflow aus? Schreibt‘s in die Kommentare!
Dieser Beitrag ist ursprünglich hier auf Englisch erschienen und wurde übersetzt von Monika Andrae.
Ich arbeite inzwischen auch nach der Marquardtschen Methode 😀
Ich muss zugeben, dass ich gerne und viel bei der Aufnahme an den Kameraeinstellungen rumfrickel. Da möchte ich natürlich jede von genutzt wissen und das geht in meinem Fall mit Capture NX2 ganz gut. U-Points find ich Klasse und zudem find ich die Entwicklungen irgendwie subjektiv ansprechender. Importieren und Fotoverwaltung läuft allerdings nur mit Lightroom.
Import und Auswahl erfolgt also auch in LR, aber komplett ohne Metadaten. Dann per Rechtsmausklick, „Öffnen in Explorer“ und „Öffnen in Capture NX2“ Bild bearbeiten, als TIF speichern und in Lightroom Ordner synchronisieren. Sind alle Bilder bearbeitet werden die RAW-Dateien alle gelöscht und die Metadaten an den TIF-Dateien eingegeben.
In Lightroom gibt es dann nochmal die eine oder andere Variation der TIF-Datei. Selten verzichte ich auf Capture NX2, nochseltener nehme ich gleich JPEG auf, kommt halt drauf an wie schnell es gehen muss.
Aus meiner Sicht ist das so die beste Integration von Lightroom und Capture NX. Vielleicht geht es besser, da würde ich gerne wissen wie…
Have a nice day 🙂 Tom
Ich konnte mich nach mehreren Versuchen noch nicht mit Lightroom anfreunden.Für meinen Geschmack ist der Funktionsumfang zu groß, bzw das ganze Programm zu überladen. Der Gedanke die Bibliothek und die wichtigsten Bearbeitungsfunktionen in einem Programm zu vereinen ist ja vielleicht garnicht so schlecht – aber warum ist Lightroom im Vergleich zu Photoshop so träge? Das Gefühl bei den Lightroom Entwicklungswerkzeugen brachte mich da jedesmal auf die Palme – da ist sowohl PS CS3 als auch CS4 selbst bei deutlich größeren Dateien/Projekten noch deutlich flüssiger und angenehmer in der Bedienung.
Das andere was mich stör ist die Art wie die Bearbeitungen gespeichert werden. Einerseits ist es ja nett das an dem Original File nichts geändert wird, aber was ist wenn man in ein paar Jahren mit seinen ganzen Fotos zu einer anderen Software wechseln möchte? Mir stößt es immer unangenehm auf wenn man sich so abhängig von einem Softwareprodukt macht.
Von daher nutze ich immer noch meine gute alte Ordnerstruktur auch wenn die etwas altbacken ist in Kombination mit PS. Wahrscheinlich werde ich früher oder später Bridge oder ACDsee Pro zur Verwaltung nutzen, aber da bin ich momentan noch ein wenig am ausprobieren. Ich würde mir ja wünschen das es irgendann mal eine Lightroom Light Version gäbe, in der nur die Bibliothek enthalten ist ohne den ganzen Entwicklungskram – denn die Verwaltungsfunktionen finde ich dort durchaus gelungen.
Sehr schön… ich mache es ähnlich, jedoch ohne die intelligenten Listen und ohne Capslock, denn für letzteres gibt es nun eine Option im Menü „Foto“ (nur im Library-Modul; siehe auch letzte Video-Folge von Lightroom Killertips: http://www.lightroomkillertips.com/2009/video-auto-advancing-your-photos/) und ansonsten nutze ich die Filterfunktion.
Hallo,
vielen Dank, interessant.
Zu meinem Workflow gehört noch, dass ich in der Kamera die Bilder schon aussortiere, dann geht der Import in Lightroom schneller.
Zum Import gehört für mich auch die Verzeichnisstruktur, das automatische Umbennen der RAW-Dateien.
Zuweisen Kamera-Profil: das habe ich gestern erst gesehen, heute wieder. Ich frage mich, wie ich vorher ohne arbeiten konnte, die Farben waren vorher einfach nur falsch. Gibt es keine Möglichkeit, beim Import ein Kameraprofil automatisch zuzuweisen?
Vielen Dank für den tollen Blog!
@Christof: Stimmt, Umbenennen und Ordnerstruktur erstellen, das fehlte bisher. Mache ich auch beim Import. 🙂
Profil automatisch zuweisen: im Develop-Modul auf ein Bild das entsprechende Profil zuweisen (nichts anderes machen) und dann das als Entwicklungs-Preset speichern. Dieses kannst du beim Import dann automatisch anwenden lassen.
Super Artikel. Also ich bin ja erst seit knapp einem Monat mit einer DSLR unterwegs und lese mir unterschiedliche Worklfows durch um mich so zu orientieren. Zudem probiere ich auch verschiedene Software aus. Zufällig heute habe ich Lightroom in die Finger bekommen und war total begeistert – auch wenn ich viele Funktionen noch nicht verstehe fand ich das Programm schön und logisch durchdacht. Dann habe ich durch zufall diesen Artikel hier gefunden und finde es gut das ich mal einen Beispiel Workflow mit Lightroom gefunden habe, so kann man sich einfach besser einen Überblick verschaffen. Ich denke ich werde auch weiter mit LR arbeiten und versuche die restlichen Funktionen kennen zu lernen. (Für Tipps sämtlicher Art bin ich natürlich immer offen 😉
mein workflow sieht derzeit so aus:
1. Aufzeichnung in RAW+JPG (die jpgs kann man schnell weiterschicken usw.)
2. Import auf PC mit PICASA
meine Ordner beginnen immer mit dem Aufnahmedatum und dann einer kurzen Beschreibung/Ort zB: „2009-03-31-Nachtaufnahmen-Kahlenberg“ oder „2004-02-24-Portraits-Niki-Lauda“
Die Bilddateien behalten ihren Namen zb: „IMG_2345“
Picasa kann mittlerweile auch gut RAW anzeigen
3. Aussortieren in PICASA, die guten mit * kennzeichnen oder in ein eigenes Album geben (mühsam ist hier dass man JPG und RAW aussortieren muss)
4. die besten Fotos als RAW dann in Photoshop „entwickeln“ (zb auch das ganze Album auf einmal im batch) und je nach Gebrauch weiterverwenden (meistens an einen Bilderdienst zum Ausduck senden und/oder in picasa webalbum hochladen)
Ich bin nicht GANZ zufrieden mit dem workflow, aber komme derzeit ganz gut so zurecht.
mich stört vor allem, dass alle bilder doppelt sind, bzw. ich auch mehrere versionen eines Bildes abspeichere z.B.: 1x wie aus der Kamera, 1x aufgehellt und geschärft, 1x mit erhöhtem Kontrast usw.
Deshalb lösche ich zB von reinen Schnappschüssen(die nicht groß vergößerte werden), die technisch ok sind die RAW Dateien weg und behalte nur die JPGs, ist aber sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.
5. alle paar Tage mach ich ein Backup auf externe Platte. Ich hab irgendwo gelesen, man sollte unbedingt auf verschiedene Medien Zb DVD sichern, aber bei 4,7 GB pro DVD braucht man ganz schön viele davon, oder wie seht ihr das?
Danke jedenfalls für den Artikel, ich denke ich werde mir Lightroom auch mal ansehen, weil ich einen reinen RAW workflow haben will, was mit PICASA zwar geht, aber sicher nicht so schön professionell.
Lieben Gruß aus Wien,
Lenni
PS: wie läuft das mit der Verschlagwortung? Gibst Du beim Import in Lightroom Schlagworte für alle zu importierenden Bilder an? Für alle oder einzeln? kannst Du ein sinnvolles Beispiel geben?
Ich habe mir lange über meinen Workflow Gedanken gemacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen. Bei meinem Workflow arbeite ich zur Zeit nur mit Photoshop Elements. Hier in der Version 6.0.
Dabei importiere ich alle!!! Bilder von der Camera auf die Festplatte und zwar nach folgendem Prinzip: Speichern der Fotos nach der aufgenommenen Zeit.
Die Dateien werden automatisch nach Erstelldatum und laufender Nummer umbenannt. (z.B.: 20090619_0000). Diese Dateien speichere ich direkt in den dazu passenden Juni-Ordner.
Dann erfolgt die Prüfung ähnlich, wie Chris das macht. Dabei wird direkt alles gelöscht was gar nicht geht. Der Rest behalten und mit entsprechenden Kategorien, bei PSE Tags genannt vergeben. Die Idee, den vielleicht zu löschenden Fotos einen Punkt zu vergeben, gefällt mir gut.
So kann ich über die Tags alles mögliche finden was ich suche.
Jetzt bin ich am überlegen mal Lightroom zu testen, denn vor allem die Stabelverarbeitung und Weiterverarbeitung der Fotos ist bei PSE nur rudimentär vorhanden.
Liebe Grüße
Jens, Bildstabilisator
@Chris: In welcher Ansicht bzw. welcher Ebene (weiß nicht, wie ich’s sonst nennen soll) machst du das alles? Ich bin gerade dabei einen Workflow aufzubauen, der beim Aussortieren stark auf deinem aufbaut. Dabei bin ich jedoch auf ein Problem gestoßen:
Beim Importieren lasse ich Lightroom die Bilder in eine Ordnerstruktur „Jahr/Monat/Tag“ einsortieren. Ich wähle die automatische Sammlung „Vorheriger Import“ aus, markiere alle Fotos und erstelle daraus eine neue Sammlung für dieses Projekt. In dieser Sammlung nehme ich jetzt die Auswahl mit P und X vor.
Jetzt kommt das erste Problem: Die Smartsammlung, die die abgelehnten Bilder anzeigen sollte, zeigt gar nichts an. Den Grund dafür habe ich inzwischen schon herausgefunden: Die Markierungen gelten nur lokal in meiner Projektsammlung, die Smartsammlung greift aber auf die globalen Daten, sprich die Ordnerebene, zu.
Gut, dachte ich mir, dann verwende ich eben nen Filter statt der Smartsammlung, was auch ganz gut funktioniert hat. Ich schaue die abgelehnten Bilder nochmal durch und lösche sie mit Command + Löschen.
Das nächste Problem: Lightroom löscht die Bilder zwar aus der Sammlung, aber weder von der Festplatte, noch aus dem Katalog.
Fazit: Sammlungen scheiden zum Aussortieren wohl aus.
Die Ordneransicht ist aber auch nicht optimal, da ich entweder auch die Fotos von anderen Projekten sehe oder jeden Tagesordner einzeln aussortieren muss…
Die einzige Alternative, die mir jetzt noch einfällt, wäre, beim oder gleich nach dem Import ein Projekt-Tag zu vergeben und danach zu filtern.
Also nochmal die Frage, wie machst du das Chris?
Und falls sonst jemand ne Idee hat, immer her damit!