#589 – Der Happy-Shooting-Faxabruf



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3 Antworten auf „#589 – Der Happy-Shooting-Faxabruf“

  1. Meine Meinung zur Beerdigungsfotografie:

    Wer will sich solche Bilder anschauen und vor allem warum?
    An den Verstorbenen will man sich doch nicht als Toten erinnern und ich will mir auch keine Situation vorstellen, in der man weinende Angehörige kucken will.
    Mich persönlich hätte ein Fotograf am Grab vermutlich nicht gestört, aber Verständnis hätte ich dafür auch keines.

    So, jetzt widme ich wieder weihnachtlicheren Themen.

    Super Podcast. Vielen Dank dafür und eine frohe Adventszeit.

    3-2-1 Happy Shooting,

    Johannes

  2. Trauerfotografie

    Mein Vater ist am 26. November gestorben und entsprechend habe ich mich aktuell auf dieses Thema einlassen müssen. Allerdings war das nicht das erste Mal. 2016 ist meine Oma gestorben. Zu diesem Anlass habe ich dann die Gäste gefragt, ob es in Ordnung sei, zu fotografieren … völlig überrumpelt haben sie zugesagt.

    Das klingt etwas herzlos … und tatsächlich habe ich mir in meiner Reportagetätigkeit eine Lederhaut zugelegt. Ich hab sicher einige „unethische“ Aufnahmen in diesen Jahren gemacht (soweit es in den Sweatshops Bangladeschs oder den Slums von Bombay überhaupt möglich ist, „ethische“ Bilder zu machen.) Diese Lederhaut nützt einem leider nicht viel, wenn man unbedingtTrauer-Bilder als Erinnerungen haben wollte und die Toten einem sehr nahe standen.

    2016 habe ich die gesamte Trauerfeier bis hin zum Leichenschmaus fotografiert und dann den Leuten zugesendet. Ich hab zwar dezent mit einer M240 ohne Blitz fotografiert, aber ich kam mir insgesamt nicht gut dabei vor. Schon damals hab ich mich gefragt, ob das wirklich eine sooo gute Idee ist. Heute bin ich der Auffassung, NEIN(!), ist es nicht. Gründe kommen gleich.

    Es gibt ein paar Dinge, die von den Beerdigungsinstituten angeboten werden. So z.B. den Sarg nochmals mit allen Blumen, Gebinden etc., zu fotografieren. Auch ein Bild des Toten selbst, war für meine Mutter wichtig – da mein Vater tatsächlich „sanft entschlafen“ aussah. Auch das kann ein Trost sein.

    Ich selber bin, nachdem alle aus der Kirche hinaus waren, nochmals zurück und habe den Sarg fotografiert. Ob es mir dabei wirklich um das Bild ging oder es evtl. eine unbewusste Form meiner persönlichen Trauer war, vermag ich noch nicht mal zu beantworten. Ich tendiere zu Letzterem. Da die Vorstellung, an einem solchen Bild in C1 herumzuppeln zu müssen für mich unerträglich war, hab ich eine IntaxWide genommen.

    Warum bin ich heute gegen Fotografien von Trauerfeiern? Es ist ein feierlicher und für die meisten wichtiger, wenn nicht gar prägender Moment. Diesen Moment jemandem zu versauen, ist es schlicht nicht wert. Zweitens, wie ein Vorposter schon geschrieben hatte, geht es um die Erinnerung an den Menschen, als er noch lebendig war. Ein Toter kann einem nicht mehr Vater, Vorbild, geliebter Mensch sein. Das kann nur die Erinnerung an die lebendige Person. Solche Trauerfotografien würden das überlagern – braucht kein Mensch. Drittens, ist es eine Frage des Respekts gegenüber dem Toten. Das ist keine Showveranstaltung, wo jeder mal in die Kamera winken kann.

    Es gibt noch ein paar weitere Gründe gegen Trauerfotografie, aber ich mag es dabei belassen, um auf einen letzten und wichtigen Aspekt einzugehen. Und damit weite ich die Kritik an der Trauerfotografie etwas aus.

    Ich bin kein Freund von Hochzeitsfotografie. Abgesehen davon, wie man diese mit Trauerfotografie in Relation setzen kann, erschließt sich mir nicht. Heiraten kann man, so oft man möchte – viele nutzen diese Möglichkeit ja auch. Sterben ist dagegen ein sehr singuläres Ereignis. Die Hochzeitsfotografie, wie sie heute existiert, hat die Intimität der Eheschließung aus dem privaten Kreis an die Öffentlichkeit gezerrt. Eine Hochzeit ist heute kein familiäres Ritual mehr (egal ob ueberkommen oder nicht), sondern ist zu einem Produkt bzw. öffentlichem Event mutiert. Die Hochzeitsfotografie fügt sich da nur in den Kanon der Kommerzialisierung um die Hochzeit wie auch den standardisierten Junggesellenabschied, Catering, Wedding-Location, UnameIt. Sollte ich heute nochmal heiraten, würde ich darauf drängen, dass überhaupt keine Fotos gemacht werden … und wenn überhaupt, dann nur das Knipsbild von Onkel Dieter, das ich anschließend mit Büttenschere bearbeiten und ins Album (nix Fotobuch) kleben würde.

    Ich halte es für eine grundfalsche Richtung, dass wir es zulassen, dass immer mehr persönliche Ereignisse wie Geburt, Jugendweihe/Firmung/Kommunion, Hochzeit …, kommerzialisiert werden. Die Hochzeit ist verloren. Sicher werden mir hier einige prinzipiell Recht geben, aber der Gruppendruck auf das Brautpaar ist durch die fortgeschrittene Instagrammisierung längst viel zu groß, als man sich dem noch ohne große Diskussionen entziehen kann – oder will. (Holgi konnte!)

    Die Beerdigung – bzw. der Tod – ist die letzte Bastion. Der Beerdiger hat mir erzählt, dass diese „Sache“ immer eventiger und damit immer weniger privat, immer weniger einmalig, immer weniger respektvoll … wird. Natürlich ist mir klar, dass die notorisch unterbezahlten (Hochzeit&Baby)Fotografen schon lange mit den Hufen scharren … und ich seh es schon kommen, dass in vielleicht 5 Jahren zu den gefühlten 3,256,851,375 Hochzeitsfotografen-Podcasts, Wedding-Instagramaccounts, Weddingphotography-Workshops … dann endlich auch die Trauerschiene belegt wird. Inwieweit man sich dem entziehen kann? … man wird sehen.

    Fazit:
    Ich hatte oben den Begriff „unethische Fotografie“ genannt. Ganz glücklich bin ich mit dem Begriff nicht, da er meines Erachtens zu kurz greift, aber ich glaube, alle verstehen, was gemeint ist. Auf die Frage, wie ich Trauerfotografie bewerten würde, würde ich meine Bilder von 2016 zur Galerie meiner unethischen Bilder hinzufügen. Ja, ich halte Trauerfotografie für unethisch (und konsequenterweise die Hochzeitsfotografie & Derivate gleich mit.)

  3. Noch einmal ein Nachtrag zur Heizmanschette: Ob ein Objektiv in der Nacht beschlägt hängt vom Taupunkt ab. Sinkt die Temperatur unter diesen Wert, beschlägt die Linse, da die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist.

    Eine Taukappe (bei Teleskopen) oder Streulichtblende (bei Objektiven) kann das Beschlagen etwas hinauszögern. Hat sich die Frontlinse auf die Umgebungstemperatur abgekühlt, kommt es zum Beschlag, auch im Sommer, wenn es am Tag geregnet hat und es in der Nacht dann aufreist.

    Heizmanschetten aus dem Astronomiehandel ist Standardzubehör für Hobbyastronomen vor allem in der Astrofotografie und bei der visuellen Beobachtung. Denn auch Sucherteleskope und Okulare am Teleskop neigen zum Beschlagen.

    Ich fotografiere alle paar Jahr ein Namibia den dunklen Sternenhimmel und dort ist eine Heizmanschette in der Regel nicht notwendig, da die Luftfeuchtigkeit selbst im Südwinterbei niedrigen Temperaturen in der Nacht so gering ist, dass die Linse in der Regel nicht beschlägt. In diesem Jahr hat es in Südafrika massiv geregnet, vor allem im März und April, so dass auch dort mal eine Heizmanschette notwendig war.

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